Knochen – die passiven Stützen unseres Körpers
Was wären wir nur ohne unsere Knochen? Laufen, stehen, sitzen – all das funktioniert nur, weil es die stützenden Elemente im Körperinneren gibt. Doch nicht jeder Knochen ist gleich: Je nach Aufbau, Lokalisation und Funktion unterscheiden sich die Knochen des Menschen in ihrer Struktur und Elastizität.
Das menschliche skelett
Knochen für Knochen entsteht das menschliche Skelett
Groß oder klein, dick oder dünn, lang oder knubbelig – im Durchschnitt besitzt jeder Mensch etwa 200 Knochen unterschiedlichster Größe und Form. Zusammen bilden sie das Skelett, das dem menschlichen Körper sein Aussehen gibt und für Stabilität sorgt.1 Auf die Frage, wie viele Knochen es gibt, lässt sich keine genaue Zahl festlegen. Der Grund: Die Anzahl der Kleinknochen in Fuß und Wirbelsäule variiert von Mensch zu Mensch.
Im Alltag spricht man gerne von schweren Knochen, wenn die Waage ein paar Kilos zu viel anzeigt – aber tatsächlich weist das menschliche Skelett nur geringe Unterschiede auf. In der Regel nimmt es zwölf Prozent des Gesamtgewichts ein.2 Ein weiterer Irrtum: Die Knochen des Menschen sind keineswegs starr, sondern in einem gewissen Maß auch elastisch, um bei Belastung nicht zu brechen. Im Zusammenspiel mit Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenken sind Knochen ein wichtiger Bestandteil des Bewegungsapparates.
Betrachtet man den äußeren Aufbau des Skeletts, lässt sich dieses in zwei Teile gliedern:
Achsenskelett, bestehend aus Schädelknochen, Rippen, Wirbelsäule und Brustbein
Extremitätenskelett, bestehend aus Armen, Beinen, Schultergürtel und Becken
Dahingehend unterscheiden sich auch die einzelnen Knochenformen, denn je nach Lage und Teilbereich müssen sie unterschiedliche Aufgaben meistern. So dienen beispielsweise kleine, runde Sesambeine wie die Kniescheibe als Abstandshalter zwischen Sehne und Knochen, während flache Knochen wie das Scheitelbein (Schädel) als Schutzhülle fungieren.
Innerer Knochenaufbau
Innerer Aufbau des menschlichen Knochens
Anders als der ein oder andere vermuten mag, sind Knochen keineswegs totes Material – in ihnen steckt sehr viel Leben: Blut, Zellen, Nervenfasern. So besteht der Knochen des Menschen in seiner äußersten Schicht zunächst aus einer straffen Bindegewebshaut (Knochenhaut, Periost), die wiederum ein Netz aus Blutgefäßen enthält und so den Knochen mit lebensnotwendigen Nährstoffen für Wachstum und Erhaltung versorgt. In der Knochenhaut liegt auch die Ursache für den Schmerz, der bei einem Knochenbruch entsteht – die Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) der äußeren (Periost) und inneren (Endost) Knochenhaut vermitteln den Schmerz.
Unterhalb der Bindegewebshaut liegt die Rindenschicht (Substantia compacta), die in ein schwammartiges Knochengewebe (Substantia spongiosa) aus Knochenbälkchen übergeht. Die Bälkchen bilden ein Netz, in dessen Hohlräumen das Knochenmark verläuft. Das rote Knochenmark trägt die Verantwortung für die Produktion von Blutzellen, denen wiederum die Aufgabe zufällt, den Organismus vor Infektionen zu schützen, Sauerstoff zu transportieren und Wunden zu schließen (also den Blutfluss zu stillen).
Es gibt nicht nur rotes Knochenmark, sondern auch gelbes. Im Gegensatz zu rotem Knochenmark, das an der Blutbildung beteiligt ist, übernimmt gelbes Knochenmark diese Aufgabe nicht. Stattdessen speichert es große Mengen an Fett, weswegen es auch die Bezeichnung Fettmark trägt. Zu finden ist es vor allem im Knochenschaft von Röhrenknochen wie dem Oberschenkelknochen.
Knochenwachstum
Wie wachsen die Knochen des Menschen im Laufe des Lebens?
Wenn wir auf die Welt kommen, befinden sich in unserem Körper viel mehr Knochen als bei einem Erwachsenen – wie viele Knochen es dann gibt? Bis zu 350 finden sich im Skelett eines Neugeborenen.3 Das liegt daran, dass die vielen einzelnen Knochen erst zusammenwachsen müssen. Beispielsweise setzt sich der Schädelknochen eines Babys zunächst aus vielen kleinen Teilen zusammen, bevor er sich nach und nach zu einem großen Ganzen entwickelt.
Viele Knochen bestehen außerdem zu Anfang noch aus Knorpel – sie wachsen und formen sich erst im Laufe der Zeit und das bis ins frühe Erwachsenenalter. Für ein gesundes Wachstum benötigen die Knochen unter anderem Calcium, Vitamin D und Proteine.
Mit etwa 30 Jahren hat die Knochenmasse ihren Höhepunkt erreicht – danach überwiegt der Abbau.4 Je höher das Alter, desto dünner und schwächer werden letztlich die Knochen.
Knochenabbau
Knochenabbau im Lauf des Lebens
Im Alter verschiebt sich das Verhältnis von Knochenaufbau und Knochenabbau zugunsten des Abbaus. Während bei Kindern und jungen Erwachsenen der Aufbau der Knochenmasse überwiegt, erreicht diese um das 30. Lebensjahr herum ihren Höhepunkt.
Zwar findet auch weiterhin ein Aufbau statt, es wird allerdings weniger auf- als abgebaut. Ab diesem Zeitpunkt findet also ein stetiger Rückgang der Knochenmasse statt – genauer gesagt, verlieren die Knochen an Dichte. Der Verlust beträgt pro Jahr normalerweise zwischen 0,5 und 1 Prozent.5
So gesehen, ist Knochenschwund eigentlich ein ganz natürlicher Prozess. Nimmt er allerdings überhand, hat das negative Folgen: Bei der Recherche nach der Definition von Osteoporose stößt man unweigerlich auf die Begriffe Knochenentkalkung und Knochenschwund. Sie sind auch schon ein erster Hinweis darauf, welche Art von Erkrankung vorliegt: nämlich eine krankhaft verminderte Knochendichte. Bei Osteoporose geht der Schwund von Knochenmasse über den normalen Abbau in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht hinaus. Der fortschreitende Knochenschwund führt dazu, dass sich auch die feine Architektur des Knochengewebes verändert. Die Folge: Die Knochen werden porös und brüchig – und das Risiko für Knochenbrüche steigt.
1 Faller, Adolf: Der Körper des Menschen. Stuttgart/NewYork 2004. S. 126.
2 Reichelt, Andreas: Komplementärmedizin – Kompendium. o.O. o.J. S. 8.
3 Welzel, Barbara: Bertelsmann, wer weiß warum?: das große Buch des Wissens. Gütersloh/München. 2008. S. 186.
4 Menche, Nicole: Pflegen – Biologie Anatomie Physiologie. München 2017. S. 72.
5 Frauenärzte im Netz: Osteoporose. URL: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_osteoporose-was-ist-osteoporose-_552.html (07.02.2018).