Gonarthrose: Ursachen und Behandlung

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Schon das Aufstehen morgens aus dem Bett ist für viele Menschen mit einer Kniearthrose eine Qual, Treppensteigen und in die Hocke gehen sowieso. Für Betroffene geht die schleichende Abnutzung ihres Kniegelenkes mit erheblichen Einschränkungen im Alltag einher. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen – Bewegung ist nur eine davon.

Definition

Was ist eine Gonarthrose?

Mann mit Gonarthrose fasst sich an schmerzendes Knie

Gonarthrose ist der medizinische Fachbegriff für einen übermäßigen Verschleiß des Kniegelenks. Das heißt, der Knorpel des Gelenks reibt mit der Zeit immer mehr ab – bis er im schlimmsten Fall gar nicht mehr vorhanden ist.

Anders als häufig angenommen, beruht eine Kniearthrose nicht direkt auf einem Gelenkverschleiß. Denn eine Arthrose ist nicht direkt an die Bewegung und Belastung eines Gelenks gekoppelt. Es muss erst zu einer Schädigung des Knorpels kommen, auf deren Basis sich die Gelenkzerstörung entwickelt. Jüngere Menschen können daher ebenfalls betroffen sein.1

Je nach Ursache der Erkrankung unterscheiden Mediziner zwei verschiedene Formen der Arthrose im Kniegelenk.

  • Primäre Arthrose: Von dieser Form sprechen Ärzte, wenn die Ursache der Gonarthrose nicht bekannt ist. Vermutlich kommen häufig mehrere Faktoren wie zum Beispiel das Alter, Hormonveränderungen und eine Ernährung, die reich an tierischen Fetten ist, zusammen.

  • Sekundäre Arthrose: In diesem Fall ist ein einwirkender Faktor auf das Kniegelenk wie beispielsweise eine Sportverletzung oder eine angeborene Fehlstellung der Gelenke (X- oder O-Beine) bekannt.

Weiterhin gibt es einige Risikofaktoren, die die Entstehung einer Arthrose im Knie begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise starkes Übergewicht oder Belastungen als Folge von Hochleistungssport. Beim Geschlecht zeigen sich ebenfalls Unterschiede. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankung aufgrund der genannten Faktoren zu. Während bei jüngeren Frauen (im Alter von 25 Jahren bis 45 Jahren) die Wahrscheinlichkeit für eine Arthrose bei 1 bis 4 Prozent liegt, sind in höherem Alter (über 80 Jahre) 53 bis 55 Prozent betroffen. Bei Männern steigt die Wahrscheinlichkeit in demselben Zeitraum von 1 bis 6 Prozent auf 22 bis 33 Prozent.2 Dass Frauen mit zunehmendem Alter häufiger unter einer Arthrose leiden als Männer, liegt vermutlich an den Hormonumstellungen in den Wechseljahren.3

Anzeichen

Symptome bei Kniearthrose – morgens schmerzt es am schlimmsten

Vorneweg: Die Beschwerden einer Arthrose im Kniegelenk sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Während einige Betroffene bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung starke Schmerzen verspüren, können andere ihr Knie trotz fortgeschrittener Abtragung der Knorpelmasse mühelos und schmerzfrei bewegen.

Häufig berichten Gonarthrose-Betroffene jedoch von Anlauf- und Belastungsschmerzen. Später können sogar im Ruhezustand Schmerzen hinzukommen:

  • Anlaufschmerzen: Hiermit sind Knieschmerzen gemeint, die nach kurzer Zeit der Bewegung wieder verschwinden. Dieser Anlaufschmerz kommt zustande, wenn die Knorpeloberfläche bereits geschädigt und ausgefasert ist. Zudem wird nicht mehr genügend Gelenkschmiere gebildet. Die Folge: Nach längerer Ruhephase bewegen sich die Gelenke nicht mehr reibungslos. Besonders morgens nach dem Aufstehen fühlen sie sich steif an und schmerzen. Erst nach einigen Schritten, wenn die Kniegelenke warmgelaufen sind, verschwinden die Schmerzen kurzzeitig wieder.

  • Belastungsschmerzen: Bei anhaltender Beanspruchung kann der Anlaufschmerz als Ermüdungs- oder Belastungsschmerz zurückkehren.3 Zum Beispiel deuten Knieschmerzen beim Treppensteigen auf eine Gonarthrose hin.

  • Im späteren Verlauf der Erkrankung fängt das Knie nach längerem Gehen oder Stehen, insbesondere beim Sport, stark zu schmerzen an. Belastungen wie das Tragen von schweren Einkaufstüten verschlimmern die Arthrose-Schmerzen im Knie noch zusätzlich.

  • Ruheschmerz: Tut das Knie auch dann weh, wenn es nicht bewegt wird, ist das ein Hinweis auf eine fortgeschrittene Schädigung, die mit einer Gelenkentzündung einhergeht. Eine solche Entzündung kann sich auch durch Erwärmung oder Schwellung des betroffenen Körperteils zeigen.

Die Schmerzen schränken Betroffene in ihrem Alltag stark ein. Bereits kurze Strecken verursachen ihnen große Mühe. Zudem stellt sich bei den meisten mit der Zeit eine Art Schonhinken ein, weil das Bein so wenig wie möglich belastet werden soll.

Arthrose-Patienten bemerken häufig ein Knacken oder Reibegeräusch, wenn sie ihr Knie bewegen. Dies entsteht, wenn die schützende Knorpelschicht zwischen den Knochen nicht mehr vorhanden ist. Dann reiben die knöchernen Gelenke aneinander.

Vorbeugung

So beugen Sie einer Arthrose am Knie vor

Die beste Möglichkeit, um einer Arthrose vorzubeugen, ist Bewegung. Denn nur durch regelmäßige körperliche Aktivität werden die Knorpel durch die Gelenkflüssigkeit mit ausreichend wertvollen Nährstoffen (Mineralstoffen, Vitaminen und Proteinen) versorgt. Ein weiterer Vorteil von Sport ist der Abbau von Übergewicht, das ebenfalls zu den Risikofaktoren einer Kniearthrose zählt.

Übergewicht ist ein Grund, auf die Ernährung zu achten – aber nicht der einzige. Eine gezielte Nährstoffzufuhr (zum Beispiel mit Vitamin E) ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Gelenken. Vitamin E ist beispielsweise in Pflanzenölen oder Nüssen enthalten, ein Mangel kann auch durch Arzneimittel aus der Apotheke ausgeglichen werden.

Tipp: Um Ihren Gelenken gelegentlich etwas Gutes zu tun, können Sie im Alltag kleine Knie-Übungen. durchführen.

Diagnostik

Diagnose einer Arthrose im Knie

Schmerzen im Knie sind immer ein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Bei rechtzeitiger Behandlung bestehen gute Chancen, das Voranschreiten der Kniearthrose aufzuhalten. Die Diagnose stellt der Arzt vor allem anhand einer ausgiebigen Befragung sowie körperlichen Untersuchungen des Patienten. Hierfür bewertet er beispielsweise das Gangbild des Betroffenen. Weiterhin können verschiedene Funktionstests folgen, bei denen der Arzt den Patienten bittet, das Knie zu strecken oder anzuwinkeln. Bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchungen oder Ultraschall ermöglichen dem Spezialisten darüber hinaus, noch genauere Aussagen über die Schädigung des Kniegelenkes zu treffen.

Therapie

Behandlung einer Kniearthrose – welche Möglichkeiten gibt es?

Die Therapie einer Gonarthrose richtet sich nach dem Alter des Patienten, dem Ausmaß der Schmerzen und dem Fortschreiten der Krankheit. Der Abbau der Knorpelmasse kann zwar nicht rückgängig gemacht werden, durch verschiedene Maßnahmen lassen sich jedoch Schmerzen lindern und die Beweglichkeit des Gelenks wieder verbessern. Dazu eignen sich verschiedene Therapiemöglichkeiten, wie

  • Massagen,

  • Kälte- und Wärmetherapien,

  • Akupunktur,

  • Krankengymnastik (Muskelkräftigung, -dehnung) oder

  • Koordinationsschulungen.

Außerdem verschreibt der Arzt meist entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Diese finden sowohl als Schmerzgel wie auch Tabletten Anwendung. Der Vorteil von Gelen ist, dass sie genau dort wirken, wo die Schmerzen sind. Aber auch Hausmittel wie kühle Quarkauflagen können bei Knieschmerzen ergänzend angewendet werden.

Bei einem stark geschädigten Kniegelenk kann es hingegen sein, dass der Patient nicht um eine Knie-Operation herumkommt. Müssen zum Beispiel nur kleinere Knorpelstücke entfernt werden, wird dies im Rahmen einer Kniespiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Der Patient erhält zuvor eine Teil- oder Vollnarkose. Dann führt der Arzt eine Sonde mit einer Kamera und Arbeitsinstrumenten (zum Beispiel Schere oder Messer) ein, über die er die Gelenkschäden betrachten und gleich kleinere Eingriffe vornehmen kann. Heutzutage gehören zudem gelenkersetzende Operationen, bei der beispielsweise ein Teil der Kniescheibe durch ein Implantat ersetzt wird, zur Standardbehandlung in Krankenhäusern.

1 Vetter, Christine: Arthrose: Kein altersbedingter Verschleiß. Deutsches Ärzteblatt 2010; 107(43): A-2105 / B-1830 / C-1802, URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/78924/Arthrose-Kein-altersbedingter-Verschleiss (07.02.2018).
2 Fraitzl et al.: Kniegelenk – Arthrose und Arthritis. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3(3): 155-176.
3 Robert-Koch-Institut: Arthrose. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2013 Heft 54.