Muskelfaserriss: Schmerzen wie Messerstiche

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Charakteristisch für einen Muskelfaserriss ist ein plötzlich auftretender, starker Schmerz im Muskel. Betroffene berichten, dass sich die Schmerzen wie Nadelstiche, Messerstiche oder sogar Peitschenhiebe anfühlen. Am häufigsten treten Muskelfaserrisse im Oberschenkel oder in der Wade auf. Doch was sind die Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Behandlung eines Muskelfaserrisses?

Schweregrad

Muskelfaserriss oder Muskelriss?

Oft werden die beiden Begriffe „Muskelfaserriss“ und „Muskelriss“ gleich gesetzt. Jedoch unterscheiden sie sich quantitativ in der Anzahl der verletzten Muskelfasern:

  • Grad eins: Eine leichte Zerrung der Muskeln (weniger als fünf Prozent der Muskelfasern reißen)

  • Grad zwei: Riss einzelner oder zusammenhängender Muskelfasern

  • Grad drei: kompletter Muskelriss

Ursachen und häufig betroffene Muskeln

Muskelfaserriss – die typischen Ursachen

Der Muskelfaserriss entsteht in der Regel durch Eigenverschulden, also ohne Fremdeinwirkung wie den Tritt eines Gegenspielers beim Fußballmatch. Besonders bei Sportarten mit plötzlichen Beschleunigungs- oder Bremssituationen (zum Beispiel Leichtathletik, Fußball, Handball, Squash oder Tennis) besteht ein erhöhtes Risiko für einen Muskelfaserriss. Hier wird die Muskulatur von einer Sekunde auf die andere stark beansprucht, was diese oftmals überfordert.

Mögliche Ursachen für Muskelfaserrisse sind:

  • mangelhaftes Aufwärmen vor dem Sport

  • zu großer Ehrgeiz bei unzureichender körperlicher Fitness

  • hohe Belastung bei einer bereits übermüdeten Muskulatur

Andere denkbare Gefahrenquellen für einen Muskelfaserriss sind darüber hinaus schlechte Bodenverhältnisse oder falsches Schuhwerk.

An diesen Körperstellen ist ein Muskelfaserriss typisch

Besonders oft treten Muskelfaserrisse im Oberschenkel, aber auch in der Wade auf – und genau an diesen Stellen kann der Patient den Schmerz in der Regel auch lokalisieren. Sowohl ein Muskelfaserriss in der Wade als auch im Oberschenkel ist eine der häufigsten Sportverletzungen in der Leichtathletik, wie zum Beispiel beim Sprint.

Anzeichen

Muskelfaserriss: Symptome der Muskelverletzung

Ein Muskelfaserriss verursacht zunächst einen plötzlichen und sehr starken Schmerz. Anschließend ist es Verletzten nicht möglich, die betroffene Stelle maximal zu belasten. Weitere Symptome sind:

  • tastbare Delle im Bereich des verletzten Muskels

  • Spannungsgefühl

  • Druck- und Dehnungsschmerz

Durch den Muskelfaserriss werden zudem meist Kapillaren (feine Gefäße zwischen Arterien und Venen) verletzt, aus denen dann Blut in das Muskelgewebe fließt – ein Bluterguss (Hämatom) entsteht. Dieser ist jedoch aufgrund seiner tiefen Lage im Muskel oft nicht sichtbar.

Achtung: Ein Muskelriss weist ähnliche Symptome wie ein Muskelfaserriss auf. Nur ein Arzt kann eine genaue Diagnose stellen.

Behandlung

Muskelfaserriss: Behandlung anhand des PECH-Schemas

Arzt therapiert Patientin nach Muskelfaserriss

Die Erstversorgung eines Muskelfaserrisses als auch eines Muskelrisses sollte anhand der PECH-Regel erfolgen: sportliche Aktivitäten pausieren und die betroffene Stelle mit Eis kühlen (Eisbeutel oder Kühlpad nur mit einem Tuch auf die Haut legen – sonst sind Erfrierungen möglich). Druckverband anlegen (englisch: „compression“) und zuletzt Hochlagerung der Verletzung.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung eines Muskelfaserrisses sind: die Einnahme von Schmerztabletten beziehungsweiße das Auftragen von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Gelen mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Cremes mit Arnika.

In weiterer Folge ist unbedingt eine ärztliche Untersuchung anzuraten. Diese dient dazu, das Ausmaß der Verletzung festzustellen und gegebenenfalls weitere geeignete Behandlungen einzuleiten.

Diagnose

Muskelfaserriss – ein Arztbesuch ist meist unabdinglich

Der Arzt wird zunächst prüfen, ob eine Schwellung tastbar ist. Dies wäre ein erster Hinweis auf einen Muskelfaserriss. Weitere Indizien sind Gewebslücken (Dellen) und Beulen. Außerdem wird getestet, inwieweit der Muskel nach der Verletzung noch funktionstüchtig ist.

Eine endgültige Diagnose liefern meist nur bildgebende Verfahren, wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung oder Magnetresonanztomografie (MRT). Liegt ein Muskelfaserriss vor, so ist eine physiotherapeutische Behandlung mit Lymphdrainage eine geeignete Maßnahme, um eine schnelle Abschwellung zu unterstützen.

Wenn mehr als die Hälfte der Muskelfasern gerissen sind oder ein kompletter Muskelriss diagnostiziert wurde, ist oftmals eine Operation notwendig.

1 Plesch, Christian/Sieven, Rainer/Trzolek, Dieter: Handbuch Sportverletzungen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag 2009. S.40.